Mittwoch 24.11.2021, 18:00–20:00 Uhr

Seit einigen Jahren ist das Thema Einsamkeit und dessen individuelle und gesellschaftliche Folgen stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit in westlichen Industrienationen gelangt. 2018 berief die britische Regierung sogar eine Ministerin für Einsamkeit und einen Aktionsplan gegen Einsamkeit aus. Die seit dem Frühjahr 2020 verfügten Corona-bedingten Hygieneschutzmaßnamen in Wohn- und Pflegeheimen und in anderen heilpädagogischen Arbeitsfeldern haben unübersehbar verdeutlicht, wie schmerzlich und stressauslösend der Verlust an sozialen Beziehungen sein kann. Umgekehrt haben sozialmedizinische, psychologische und soziologische Forschungsergebnisse umfänglich bestätigt, dass Freundschaften wesentlich zu höherer Lebensqualität, sozialem Status und einem besseren Gesundheitszustand beitragen können.

Die aktuellen Ereignisse im Zuge der Coronapandemie sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Personen mit geistiger Behinderung (und häufig ihr familiäres Umfeld) auch schon vorher stärker von Einsamkeit betroffen waren und über weniger tragfähige Sozialnetzwerke im Allgemeinen und Freundschaften im Besonderen verfügen.

Im Rahmen des Vortrages soll Ihnen ein Einblick in zentrale Erkenntnisse der Einsamkeits- und Freundschaftsforschung unter Bedingungen von geistiger Behinderung gegeben werden, u. a. der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit und „normaler“ und chronischer Einsamkeit und Ursachen des Phänomens. Anschließend ist Raum für Austausch mit Ihnen gegeben, u. a. welche Position Sie als Fachkraft zu dem Themenkomplex haben, welche Ideen Sie aus der Praxis mitbringen können und welche noch entwickelt werden könnten.

Referent:
Prof. Dr. Ingolf Prosetzky