Heilpädagogik weiter denken.
DenkRaum zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Heilpädagogik

Mit der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Heilpädagogik verfolgt der BHP das berufspolitische Ziel, mehr Heilpädagoginnen und Heilpädagogen für eine Tätigkeit in Lehre, Ausbildung und (höheren) Leitungsfunktionen zu qualifizieren, da diese Tätigkeiten ein hohes multiplikatorisches Potenzial heilpädagogischer Professionalität beinhalten. Im Rahmen dieses DenkRaumes werden vier Promotionsprojekte vorgestellt. Die Promovierenden stehen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.

Moderation: Prof. Dr. Erik Weber | Evangelische Hochschule Darmstadt

P1: ZusammenLeben gestalten – Welche Ansatzpunkte bietet das Programm Soziale Stadt (auch) für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung? | Stefanie Krach

Im Zentrum meines Promotionsvorhabens steht die Frage, inwiefern bestehende, allgemeine Strukturen der Gemeinwesenarbeit (Quartiermanagement, Stadtteilwerkstätten, etc.) Möglichkeiten und Ansatzpunkte für Inklusion bieten. Ansatzpunkte für meine Analyse sind dabei das Programm „Soziale Stadt“ sowie einige daraus entstandene, gemeinwesenorientierte Maßnahmen und Projekte.

Analyseziele sind vor allem:

  • Inwieweit ist die Gruppe der Menschen mit Beeinträchtigung (als eine von vielen) bei bestehenden Maßnahmen oder Projekte der Gemeinwesenarbeit auf lokaler Ebene bereits mitgedacht?
  • Welche Partizipationsmöglichkeiten gibt es dabei?
  • Inwiefern gab es diesbezüglich seit Programmstart 1999 inhaltliche Veränderungen?

Damit setzt das Vorhaben an der Frage an, ob und wie im Gemeinwesen durch Stadtteilarbeit die Erweiterung von Teilhabe und Partizipation unterstützt werden kann.

Dabei interessiert mich nicht nur, welche Sichtweisen im Programm „Soziale Stadt“ und entsprechenden Konzepten (Dokumentenanalyse) sowie in der Wahrnehmung der professionellen Gemeinwesenarbeiter*innen (Experteninterviews) zur Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung zum Ausdruck kommen, sondern auch, welches Bild in die Öffentlichkeit, d. h. in / durch die Presse und durch Materialien der Öffentlichkeitsarbeit (Dokumentenanalyse), transportiert wird.

P2: Heilpädagogische Haltung als Deutungsmuster. Denkbewegungen zwischen Heilpädagogik und Philosophie | Michaela Menth

Der Begriff der heilpädagogischen Haltung ist vieldeutig und mehrdimensional. Bislang sind nur wenige verschiedene Schriften dazu verfasst, eine fundierte Grundlegung steht noch aus. Eine Fassung heilpädagogischer Haltung als definierter Kanon von Eigenschaften, Tugendkatalog oder als Sammlung von Leitsätzen soll überwunden werden, indem aktuelle philosophische Bezüge als Reflexionsfolie genutzt werden, um im Rahmen der angestrebten Dissertation ein zeitgemäßes Denkmodell heilpädagogischer Haltung(en) zu entwickeln.

P3: Pädagogische Fragen im Alltag von Pflegeeltern, die ein Pflegekind mit einer Behinderung in ihrer Familie aufgenommen haben | Patrick Werth

Da aktuelle Studien deutlichen machen, dass die Unterstützung in Fragen der Erziehung eines Pflegekindes mit Behinderung ein relevantes Qualitätsmerkmal der Fachberatung von Pflegeverhältnissen darstellt, aber bisher keine systematische Untersuchung zu konkreten Erziehungsfragen erfolgt ist, die sich Pflegeeltern stellen, die ein Pflegekind mit einer Behinderung in ihrer Familie aufgenommen haben, ist Ziel des Promotionsvorhabens zu untersuchen, welche konkreten pädagogischen Fragen sich Pflegeeltern unter den Perspektiven „Pflegekind“ und „Behinderung“ im Alltag mit ihren Pflegekindern stellen.

P4: Mobilitätsbildung von Menschen mit geistiger Behinderung. Verkehrsziehung und Mobilitätsbildung von Menschen mit geistiger Behinderung – Theoretische und konzeptionelle Aspekte der schulischen und nachschulischen Förderung von Mobilitätskompetenzen | Markus Wolf

Menschen mit geistiger Behinderung sind häufig in besonderem Maße in ihrer Mobilität eingeschränkt und verfügen über weniger umfangreiche internalisierte Mobilitätskompetenzen, was ihnen eine selbstständige und sichere Teilhabe am öffentlichen Personennah- (ÖPNV) und Straßenverkehr erschwert. Sie greifen meist auf organisierte ‚Fahrdienste für Behinderte‘ zurück oder werden von den Eltern mit dem privaten PKW gefahren, um tägliche Wege zurückzulegen. Sie erfahren gerade deshalb eine geringere Selbstständigkeit und ein deutliches Mehr an Teilhabeeinschränkungen innerhalb des Straßenverkehrs und ÖPNV. Um die Möglichkeiten und Chancen zu mehr Selbstständigkeit und mehr gesellschaftlicher Teilhabe für Menschen mit geistiger Behinderung im öffentlichen Raum zu verbessern, ist aus Sicht der Heil- und Sonderpädagogik, als erziehungswissenschaftlicher Disziplinen, eine frühzeitige Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung mit entscheidend.

Die Dissertation soll dazu beitragen, theoretische und konzeptionelle Aspekte der schulischen und nachschulischen Mobilitätsbildung aufzuzeigen und nachhaltig dafür wichtige Prinzipien in der Bildungsarbeit zur Förderung von Mobilitätskompetenzen im pädagogischen Einsatz in Schulen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Familien befördern.