Der Begriff der Resilienz ist in der Regel positiv besetzt, beschreibt er doch die Fähigkeit einer Person ihre Integrität und ihr Wohlbefinden auch unter widrigen Umständen aufrechtzuerhalten oder nach einer schwierigen, krisenhaften Phase wiederherzustellen. Als eine solche Ressource ist Resilienz für die (Heil-)Pädagogik, aber auch grundsätzlich für alle Personen, die in Pflege- und Sorge-Berufen arbeiten von Belang. Sie zu fördern erscheint von vornherein als ein gerechtfertigtes Unterfangen.

Gleichzeitig ist der Begriff aber längst in andere Bereiche auch eingedrungen: Verteidigungssysteme, Banken und ganze Marktwirtschaften sollen sich als resilient erweisen. Auch lässt sich nicht übersehen, wie gut Resilienz als Charaktereigenschaft auf die Anforderungen eines immer unsicherer werdenden Arbeitsmarktes passt, wo es immer wichtiger wird, während langer Durststrecken nicht aufzugeben, am Ball zu bleiben sich den Bedingungen anzupassen, Haltung zu bewahren. Das weckt die philosophische Skepsis: Was wird eigentlich von uns verlangt, wenn Resilienz von uns gefordert wird? Denn wer nur darauf achtet, sich selbst von der Welt nicht aus der Bahn werfen zu lassen, versäumt unter Umständen, diese Welt zu verändern.

Mein Vortrag soll neben einer generellen phänomenologischen Beschreibung von Haltung und Resilienz diese Linie der Kritik nachvollziehen. Dabei soll vor allem auch Gewicht auf die Frage gelegt werden, ob und wenn ja welche Konsequenzen eine solche philosophische Kritik auf die praktischen Belange jener hat, die sich in ihrer Arbeit auf einen positiven Resilienzbegriff stützen.

Referentin: Dr. Karin Hutflötz