Bei Heilpädagogik handelt es sich um einen vielschichtigen Begriff: es werden damit unterschiedliche Zielgruppen, verschiedene Wege des professionellen Denkens und Handelns sowie verschiedene Handlungsfelder assoziiert. Die intrabegrifflichen Unterschiede fordern zu einer Diskussion über verschiedene Fragestellungen und Spannungsfelder der Heilpädagogik auf, um eine Verständigung über die Mehrdeutigkeit der Profession und Disziplin herbeizuführen. Die fachliche und sachliche Diskussion dient nicht dem Ziel, Gemeinsamkeiten hervorzuheben und Unterschiede zu nivellieren, sondern vielmehr soll das Gespräch Basis für ein fachliches Miteinander professioneller Verschiedenheiten sein, für eine konstruktive Auseinandersetzung über Visionen und Wege, für eine Abkehr von ideologisch verzerrten Streitgesprächen hin zu engagiert-sachlich geführten Diskussionen und Konflikten. Im Verlauf der Podiumsdiskussion sind die Teilnehmenden aufgefordert, die je verschiedenen Meinungen und Haltungen darzulegen und miteinander laut zu denken. Das Finden von Lösungen kann zugunsten eines prozessorientierten Gesprächsverlaufs zurückgestellt werden.

Für die Podiumsdiskussion „Perspektiven der Heilpädagogik: Gemeinsamkeiten und Unterschiede“ werden aus diesem Grunde Vertreterinnen und Vertreter differierender theoretischer Ansätze, praktischen Handelns, Aufgabenfelder bzw. Rollen auf die Bühne gebeten.

Unter Moderation von Frau Cornelia Künzel und Herrn Prof. Dr. Jens Jürgen Clausen werden folgende Fragestellungen diskutiert:

  • Welches sind die Zielgruppen heilpädagogischen Handelns? Wie wird der Adressatenkreis heilpädagogischen Handelns definiert?
    • die Ausweitung heilpädagogischer Handlungsfelder: „Was genau suchen wir im Sozialraum?“
    • die Ausweitung heilpädagogischer Zielgruppen: „Wer profitiert von welcher Form heilpädagogischer Begleitung?“
  • Welches sind die Schwerpunkte von Profession und Disziplin?
  • Die Unschärfe oder rasante Abnutzung heilpädagogisch relevanter Begriffe: „Teilhabe“; „Inklusion“; „Heilpädagogik“
  • Personenzentriertes vs. strukturorientiertes Handeln: wie werden exklusive Prozesse und Dynamiken wirksam minimiert? Wie werden Personen merkbar (für sich und andere) ermächtigt?
  • Selbstverantwortung und Fremdverantwortung: wie können professionelle und individuelle Verantwortungsbereiche und Verantwortungshandeln tiefgehend und praxiswirksam reflektiert werden?
  • Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen, z. B. bezogen auf die Umsetzungsprozesse der UN-BRK: „Nicht alle sind im selben Jetzt da. Sie sind es nur äußerlich, dadurch, dass sie heute zu sehen sind. Damit aber leben sie noch nicht mit den anderen zugleich. Sie tragen vielmehr Früheres mit, das mischt sich ein.“ (Ernst Bloch 1973)

Es diskutieren:
Prof. Dr. Simone Danz | Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Stefanie Jofer-Ernstberger | Fachakademie Schönbrunn und Inhaberin einer Heilpädagogischen Praxis
Michael Michels | Evangelisches Fröbelseminar Kassel
Thorsten Puschner | WiPu Familienhilfe GmbH
Prof. Dr. Erik Weber | Evangelische Hochschule Darmstadt

Moderation:
Cornelia Künzel | Prof. Dr. Jens Jürgen Clausen