Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft:
Heilpädagogik im Dilemma zwischen Visionen und Realitäten

Prof. em. Dr. Urs Haeberlin | CH

Die ethische Grundlage der Heilpädagogik war, ist und bleibt die Verpflichtung für das Wohl jener Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die im Bildungs- und Berufswesen wie auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt sind.

Folglich soll sich Heilpädagogik stets für die Vision von Gleichheit bei gesellschaftlich anerkannter Verschiedenheit engagieren.

So verstandene Heilpädagogik erfordert eine radikale Revision des traditionellen europäischen Kultur- und Bildungsverständnisses, welches die gesellschaftliche Realität prägt und ihrer Vision im Wege steht.

Rückblicke auf die europäische Kultur- und Sozialgeschichte zeigen, dass sich heilpädagogische Ethik im Verlaufe der vergangenen Jahrhunderte nie gesellschaftlich sicher verankern konnte. Auch der aktuelle Zeitgeist ist nach wie vor von Traditionen unheilpädagogischer Ausgrenzungs- und Abwertungstendenzen durchwirkt. Heilpädagogik scheint sich auch in Zukunft darauf einstellen zu müssen, dass sich die Kluft zwischen Visionen und Realitäten fortsetzt.